Wir gegen welche aus voll weit weg – hohe Spielklasse halt!

Von Hans Gerhard

Wenn mein Wecker, also eigentlich mein Handy, aber das würde jetzt zu weit führen, wenn also mein Wecker an einem Sonntagmorgen um zehn Uhr klingelt, also eigentlich nicht wirklich klingelt, sondern mehr so metallisch schnarrt, so brrr-brr-brrrr, aber ist ja eigentlich auch egal, das kann ja jeder mal mit seinem eigenen Handy ausprobieren, vielleicht kann man sich da auch ein extra Weckgeräusch aussuchen oder runterladen, wenn das bei mir auch geht, dann habe ich noch nicht herausgefunden, wie, aber wurscht, also wenn mein Mobiltelefon an einem Sonntagmorgen so komisch schnurrt oder eher brummt und es ist kein Anruf, also meine Mutter zum Beispiel, die ruft schon mal um diese Zeit an, das klingt dann aber ein bisschen anders, ist jetzt aber auch eigentlich nicht mein Thema, wenn also am frühen Morgen, Sonntags um zehn, ich bin halt auch kein Kirchgänger oder so, ich hab mal….gut, wie gesagt, darum geht’s jetzt auch gar nicht, wenn also mein Mobiltelefon so… crescendodröhnt, also dann muss wirklich was besonderes anstehen, damit ich aufstehe.
So.
Und so wars ja auch am letzten Sonntag: Mein Schachverein, unser Schachverein, Gambit, kaum volljährig, ein Kind des Nauwieser Viertels, in dem ich ja auch wohne, hatte, glaube ich, die erste OBERLIGA Begegnung seiner Geschichte zu absolvieren, na ja, da kann man sich ja auch mal ein bisschen freuen, und da bin ich dann halt auch hingegangen, ich wohne ja auch nicht weit weg, wie gesagt. Oberliga. Abgefahren. Für Leute wir mich: Das ist die Spielklasse, wo die Leute Wertungszahlen haben, wie sie sonst nur auf Kontoauszügen von Bill Gates vorkommen.
Was die machen, verstehe ich nicht. Bin ich ganz ehrlich. Aber bin ich deswegen ein schlechter Mensch? Ich hab auch Gefühle, wenn auch überwiegend Neid. Und das Misstrauen dessen, der spürt, dass etwas vor sich geht, das er nicht begreift.
Aber mal ganz unter uns: ganz sauber ticken die wirklich nicht. Mm-mh (verneinendes Geräusch, das entsteht, wenn man die Lippen aufeinanderpresst und einen hohen Ton bildet). No Sir.
Einige von denen in der Oberliga haben einen ganz schönen strangen Blick drauf, so als würden sie immer über irgendwas Abstraktes nachdenken, Physik oder so. Die haben auch früher bestimmt den Zauberwürfel gelöst. Und danach voll arrogant geguckt. Streber und Sonderlinge. FREAKS!!
Gott, wie ich mir wünsche, das auch zu können, das mit dem Zauberwürfel, stundenlang habe ich mit dem Ding, auch noch als Erwachsener…durch die Scheibe, und draußen die Schulklasse…..aber ich schweife ab…..gute Schachspieler halt.
Und die spielen jetzt immer im Haus der Parität. Mit Schiedsrichter und so. (A propos: hat der eigentlich für seinen Kaffee bezahlt? Oder muss der gar nicht? Wie issen das? Kriegt der alles umsonst? Oder einen Kaffee und ein Wasser, und für den Rest muss er löhnen? Und wenn er dann zwei Kaffee will, kann er dafür auf ein Wasser verzichten, also quasi tauschen? Müsste eigentlich gehen, kostet ja alles einen Euro….muss doch noch mal die Turnierordnung lesen….).
Wo wir gerade beim Kaffee sind: wir haben ja eine weiße und eine blaue Thermoskanne zur Verfügung, da bietet es sich doch eigentlich an, den Kaffee in der einen mit LSD zu versetzen, um unsere Chancen zu erhöhen, also für die Gegner LSD meine ich, nicht für uns, außer, wir wollen, wir könnten uns das ganz gut merken, weiß ist sauber, und blau ist der Trip, wie der Himmel auf Urlaubspostkarten, oder auch umgekehrt, weiß wie eine Pille und blau wie….wie…aber ist ja jetzt auch egal, müssten wir uns nur vorher drauf einigen, klar, oder aber wir schreiben auf eine einfach LSD drauf, und keiner glaubt, dass da wirklich LSD drin ist und lacht, oder denkt, das ist die Abkürzung für irgendwas unverfängliches, Losheimer Schach Damen oder so, aber dann ist das Zeug natürlich in der anderen, hähä, damit die Gegner sehen, dass wir auch aus der LSD-Kanne trinken, ich muss mal den Präsidenten fragen, ob die Vereinskasse das übernimmt, das nächste Heimspiel wird anders laufen, das verspreche ich Euch….und daran merkt Ihr schon, liebe Schachfreunde:
Es hat nicht ganz gereicht am Sonntag. Erwartungsgemäß. Und das mit dem LSD hätte sowieso nicht geklappt, die Koblenzer haben sich ihren eigenen Kaffee mitgebracht. Die spielen halt schon länger Oberliga. Menno.
Dabei hatte alles so gut angefangen…..aber der Reihe nach….wie gesagt, mit einem Punkt oder gar zweien war angesichts der Wertungsunterschiede zu Gunsten der Gäste nicht zu rechnen, aber als der Schiedsrichter die Uhren freigegeben hatte, waren alle guten Mutes und hochmotiviert, obwohl nicht alle pünktlich waren, muss man auch mal sagen, aber die Gäste ja auch nicht, gut, egal, wir fingen dann an, und wie….
….André und Harald fuhren nach einiger Zeit zwei Punkte ein, nicht, dass ich verstanden hätte, wie, aber wird schon gestimmt haben, der Schiedsrichter jedenfalls ließ die Karten in der Gesäßtasche, zwo null für die unseren, da kann man schon mal euphorisch werden, aber André nahm es zu diesem Zeitpunkt bereits vorweg: könnte sein, dass es nicht mehr sehr viel besser wird, und er sollte auf tragische Weise Recht behalten….denn Eric spielte vielleicht einen Tick zu passiv (habe ich aufgeschnappt), so dass er bald gezwungen war, ALL IN zu gehen, was ja eigentlich mein Patent ist, aber ich stelle es gern den Vereinsfreunden zur Verfügung, nur klappen sollte es dann, wie bei mir ja auch immer, oder fast immer, okay, meistens, will sagen überwiegend, na schön, manchmal, aber dann auch oft, mindestens gelegentlich.
Egal, nur noch zwo eins.
Jens hatte gegen seinen erheblich eloschwereren Gegner genau das richtige getan, nämlich mutig und verwickelt nach vorne zu spielen, das kostete vielleicht etwas viel Zeit, ergab immerhin eine höchst interessante Partie, ein zählbares Ergebnis jedoch sprang nicht dabei heraus….man könnte sagen: voll ungerecht, würde damit aber auch die Leistung des Schachfreundes Hammes nicht zureichend würdigen: er fand einfach oft richtig gute Züge, behielt die Nerven und rang Jens schließlich nieder: Ausgleich, zwei zwei.
Georg hatte für seine gute Stellung an Zwei zu viel Zeit verbraucht: remis, er sagte selber, dass da mehr drin gewesen wäre, sein Gegner sah das auch so, gleichwohl, kein voller Punkt, genauso wenig wie bei Milu an acht, er mochte seine Stellung sehr, die Zuschauer auch, aber drang nicht entscheidend durch, kam am Ende vielleicht sogar gut weg. Unentschieden.
Es stand drei drei, die beiden verbliebenen, Andreas an sieben und Christoph an sechs, für mich sagen wir mal unklar, aber für die, die mehr drauf haben zwischen Hoffen und Bangen, schwer einzuschätzen, Christoph jedenfalls konnte seine Stellung nicht halten, auch hier ein Zeitproblem, glaube ich, und der Mannschaftsführer Andreas kämpfte ein monströses Endspiel (mein Rechner ist zweimal abgestürzt, als ich es eingegeben habe) bravourös bis zum Ende durch, aber es half nichts: remis, und damit eine Auftaktniederlage gegen den Favoriten, wenn es nicht so knapp gewesen wäre, hätten wir alle uns weniger geärgert, andererseits: ein krasser Sonntag, viel gelernt (wenn auch nicht genug, was mich angeht, aber dazu mehr zwei Ligen drunter), klar geworden ist aber auch: die Liga kann gehalten werden.
Da ist noch einiges gebacken. Ich gebe jetzt weiter zum dritten, für uns zweiten Spieltag in der Verbandsliga, das ist noch viel deprimierender, alles klar, auf bald, wir hören, Ciao.