Frohe Festtage

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Gambit 89 wünscht frohe Festtage

Schon ist das Jahr 2013 fast vorbei und Weihnachten ist wieder angesagt. Die Gambit 89 – Schachgemeinde feierte das besinnliche Fest in der Malzeit, unserem Vereinslokal. Für Speis’ und Trank war bestens gesorgt. Ein Dank an unsere vorzüglichen Gastgeber vom Bistro Malzeit und natürlich an unseren Präsidenten Christoph von Brochowski, der die Party optimal organisiert hatte.
Die Stimmung war hervorragend, es wurde gegessen, getrunken, geredet und natürlich Schach gespielt. Einige früher aktive Mitglieder von Gambit waren überraschenderweise auch zugegen, was uns besonders freute.
So kann es weitergehen und wir freuen uns schon auf die nächsten Spiele der Verbandsrunde in 2014. Vorher findet aber noch das berühmte Schwalbacher Weihnachtsturnier statt. Wir werden zahlreich vertreten sein. Für die, die leider nicht dabei sein konnten, einige Impressionen zum Fest.

Ach, der Robert …

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Der Adel spielt Schach?!

Ein Adelstitel schützt vor Unwissenheit nicht: Diese Erkenntnis hat sich die Menschheit über hunderte von Jahre abgerungen.
Auch in heutiger Zeit wird immer wieder mal gerne der Beweis für diese Wahrheit angetreten. So geschehen durch einen gewissen Bobby von Weizsäcker, der sich bemüßigt fühlte, nach dem überzeugenden Sieg von Carlsen gegen Anand in Richtung Carlsen nachzutreten. In einem launigen Interview kritisierte er Carlsen, weil dieser den armen Anand unfairerweise über 4 bis 5 Stunden (wahnsinnig lange Zeitspanne) in remisverdächtiger Stellung solange quälte, bis der Inder die Nerven verlor und patzte. Außerdem stellte er Vergleiche zu früheren Weltmeisterschaftsmatches an. Unbescheiden erwähnte er, dass er alle Partien der letzten Weltmeisterschaften eigenhändig hat nachspielen können. Tolle Leistung! Wir sagen: Züge nachziehen und Züge verstehen sind manchmal zwei verschiedene Paar Schuhe. Sein Hauptkritikpunkt gipfelte in der These, dass Carlsen langweilig wie ein Computer spielt. Dabei ist es doch genau umgekehrt: Anand konnte phasenweise nur dadurch überzeugen, dass er mithilfe von Computern und Sekundanten vorbereitete Varianten nachzog, die sicherlich interessant aussahen, aber nicht durch eigenständiges Finden von Lösungen gekrönt wurden. Das machte dafür Carlsen, dessen Art es gerade nicht ist, vielzügige Computervarianten seinen Gegnern als Überraschung zu präsentieren.
Vor 10, 20 Jahren war Kasparow einer der ersten, der auf exzessive Computerhilfe bei der Vorbereitung auf seine Matches setzte. Es entstanden dann tatsächlich z. B. im Königsinder Wahnsinnsvarianten, auf die so mancher Gegner keine Erwiderung am Brett fand. Heutzutage ist es aber so, dass gerade aufgrund der überbordenden Computernutzung die meisten Stellungen soweit ausgequetscht sind, dass überraschende Zugabfolgen nur noch selten gefunden werden können. Anders ausgedrückt: Auf Weltniveau wird es immer schwieriger, sich durch Computer Vorteile zu verschaffen. Und es entsteht das scheinbare Paradoxon, dass gerade die ausufernde Computernutzung dazu führt, dass es wieder mehr auf das Schachverständnis, die Intuition und die Rechenfähigkeit live am Brett ankommt. Und nun sind wir bei Magnus Carlsen. ER ist die Speerspitze genau dieser Tendenz.
Last but not least: Natürlich hat Magnus auch schon viele tolle Partien abgeliefert. Anand war aber weit davon entfernt, ihn wirklich zu fordern. In der aktuellen Form findet man den Inder nicht unter den 100 besten Schachspielern dieser unserer Erde, sondern weit darunter. Hier von einer rein körperlichen Überlegenheit des jüngeren Carlsen zu sprechen, grenzt, es tut uns Leid, an absoluten Blödsinn.
Es liegt uns fern, Robert von Weizsäcker persönlich zu beleidigen, aber wer hart austeilt, muss auch hart einstecken können. Darüber hinaus finden wir, dass es in der berühmten Weizsäckerfamilie (die sich mit einigem Ehrgeiz bis in den Adelsstand “hochmüllerte”) viel schlimmere Finger gegeben hat (Stichwort: Tausendjähriges Reich), als den Ehrenpräsidenten des deutschen Schachbundes. Von daher gesehen ist ein deutlicher Fortschritt innerhalb der Entwicklung dieses Clans nicht zu verleugnen.

Schach-WM 2013

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Ein Bild aus besseren Tagen: Vishy und Harry

Jungs von Gambit 89, bitte herhören. Der Präsident sagt: “Morgen dürft ihr nach Herzenslust patzen. Wenn schon der amtierende Weltmeister Anand Turmendspiele nicht rechnen kann, dann habt ihr erst recht keinen Druck.”
Aber mal im Ernst: Ich glaube, der sanfte Inder ist am Ende. Er hatte schon in den letzten Spielen zwischendurch immer mal wieder seltsame Züge drin (z. B. in der bis dahin gut gespielten Partie 4 mit 41. Kc3). Aber nun ist es wirklich schlimm geworden. Tut uns wirklich Leid, denn wir mögen ihn. Außerdem ist jetzt die Spannung schon raus aus dem Duell. Carlsen wird ein verdienter Weltmeister sein. Das einzige, was man bei Magnus verbessern könnte, ist seine Sitzhaltung während des Spiels: Beine halb auf dem Tisch, hochgezogene Hosenbeine lassen den Blick frei auf Kurzsöckchen und behaarte Unterschenkel. Mit anderen Worten: Der junge Mann lümmelt sich regelrecht in seinem Stuhl.

Schach auf höchster Ebene: Himalaya halt!

gambit89_nepal_schachspielerUnser Nepal-Korrespondent Harry (die Berggämse) Wagner hat frisches Material aus Nepal geschickt. Um atemberaubende Fotos vom Dach der Welt zu knipsen, scheute er keine Mühen und Gefahren. Bitte schaut euch das Ergebnis in der Fotogalerie an. Es lohnt sich!

Ein besonderer Service von Gambit 89: Wer auf bewusstseinserweiternde Drogen (natürliche legale, wie sich wohl versteht) setzt, möchte sich vielleicht auf die folgenden impressiven Abstraktionen einlassen.

Deutsche Schacheinzelmeisterschaft in Saarbrücken

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Die nationale Schachelite in Saarbrücken

Ein Schachevent erster Güte findet an der Sporthochschule des Saarlandes statt. Und zwar die deutschen Schachmeisterschaften. Von den saarländischen Kollegen nehmen Hendrik Tabatt, André Oberhofer, Herbert Bastian, Rick Frischmann und Reinhold Müller teil. Wir wünschen allen viel Erfolg.
Anbei ein paar Impressionen vom zweiten Tag.
Unser ehemaliges Mitglied André Oberhofer ist nach dem 4. Tag mit 3 Punkten mit weitem Abstand bester “Saarländer”. 2 überzeugende Angriffssiege, ein sauberer positioneller Sieg stehen einer Niederlage (nach Patzerzug in schwieriger Stellung) gegen den stark aufspielenden GM Krämer gegenüber. So kann ‘s weitergehen.
So geht es auch weiter: Nach 6 Tagen sind 4 Punkte auf André ‘s Punktekonto. Die Spielweise von André ist bei dieser Meisterschaft gekennzeichnet durch unorthodoxen Angriff häufig verbunden mit Materialopferung. “All in” halt! Oft genug dringt er durch, aber ab 2500 wird die Luft dann doch dünner. Aber so ein gut durchgehangener 2400er verliert dann schon mal den Überblick (wie Plischki nach 17 (hicks) Zügen!!).
André wird immer besser. Am siebten Tag rächt er seinen Vereinskollegen Tabatt (der eine Gewinnstellung vergeigte) und bringt mit Schwarz dem starken IM Blübaum (über zwo fünf Elo) die erste Niederlage bei. Wie aus dem Nichts heraus entschied eine tolle Kombination die Partie innerhalb weniger Züge. Alles begann im 29. Zug mit dem wunderbaren d4. Was zunächst wie ein Bauernverlust aussah, entpuppte sich nach dem genialen 31. Sd2 als tödliche, aber vermeidbare Falle. André lässt die starken Jungs wirklich alt aussehen. Es lohnt sich, diese Partie nachzuspielen. André, der das Schach liebt wie kein zweiter hat die richtige Bühne gefunden, um sein Coming Out auf nationaler Ebene zu zelebrieren. Chapeau!
Der achte Tag bringt leider eine Niederlage für unseren Helden gegen den erfahrenen GM Klaus Bischoff. Die Bäume wachsen halt doch nicht in den Himmel. Nach vielleicht nicht ganz optimaler Eröffnungsbehandlung, aber ungefährem Ausgleich ging André mit 22. Sd6 mal wieder “all in” und opferte einen Bauern. Die Stellung war komplex und auch ein Bischoff fand nicht die optimalen Züge. Kurz vor der Zeitkontrolle kam André durch seinen gedeckten Freibauern wieder in eine ausgeglichene Stellung, versiebte diese aber leider durch seinen 38. Zug. Danach spulte Bischoff in großmeisterlicher Manier sein Programm bis zur Aufgabe von André herunter. Schade!
Neunter Tag: André spielt Remis gegen Litwak. Beide machten keine Fehler. Nach 21. ..Kf7 lief es auf “ungleichfarbige Läufer mit Bauern garniert” heraus. Daran arbeitete man noch 19 Züge, bis man sich schließlich friedlich die Hände schüttelte.
Fazit: André spielte ein super Turnier und hatte bis zum vorletzten Tag noch Chancen auf den Meistertitel. Im Endeffekt verlor er gegen den starken Bischoff im 38. Zug in Zeitnot die Kontrolle, sonst wäre noch alles drin gewesen. Glückwunsch an unser ehemaliges Mitglied! Er scheint für die zweite Liga gerüstet zu sein.
Anbei alle aktuellen Partien zum Nachspielen oder Herunterladen.

Jedem Anfang wohnt ein neuer Zauber inne …

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Es geht endlich wieder los

Jedem Anfang wohnt ein neuer Zauber inne, – hüstel, hüstel. Keine Ahnung, wer das gesagt hat, aber wir hoffen, dass diese Weisheit auch den Beginn einer neuen Schachsaison zutreffend beschreibt. In zwei Wochen (am 15.09.2013) ist die erste Runde der saarländischen Mannschaftsmeisterschaft und der Netzmeister stellt mal wieder fest, dass die Sommerpause so schnell rum war, dass wieder kaum Zeit übrig blieb, unsere Webseite frühzeitig fit für die neue Saison zu machen. Aber nun geht’s los!

Deutsche Einzelmeisterschaft 2012

Die deutschen Einzelmeisterschaften im Schach sind beendet. Gewonnen hat GM Daniel Fridman. Anbei alle Spiele zum Nachspielen.
Das kleine Saarland wurde von Herbert Bastian und Hendrik Tabatt würdevoll vertreten. Besonders Herbert überzeugte in einigen Partien durch Stringenz und dynamische Kraft in engem Zeitkorridor. Seine Partie gegen den elostarken (2429) Lubbe ist hervorzuheben: Nach einem schwachen Zug von Lubbe noch in der Eröffnungsphase litt Lubbes König unter akutem Durchzug. Dies nutzte Bastian mit einer Vielzahl guter Züge eiskalt aus. Er ließ sich auch nicht durch eine taktische Nachlässigkeit (die Lubbe aber nicht auszunutzen vermochte) aus der Ruhe bringen und zog seinen Gegner technisch sauberst über den Tisch.
Gegen WGM Melanie Ohme (die gegen Tabatt ein sehenswertes Endspiel gewann) überstand Bastian geschickt eine schwierige Eröffnungsphase, um dann im Mittelspiel in Nachteil zu geraten. Er verlor aber nicht die Nerven und nutzte nach einem überflüssigen Königszug von Ohme sofort sein Angriffspotenzial. Melanie Ohme stand eine schwierige Verteidigung bevor, in der sie fehlgriff.
Apropos Melanie Ohme: Sie ist wirklich ein Aushängeschild des deutschen Schach und zeigt auf ihrer Webseite gepaart mit einem gewissen Geschäftssinn ihre ganze Leidenschaft für das königliche Spiel.

Manuel Göttsching: E2-E4

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Manuel Göttsching: E2-E4

Es war einmal vor 30 Jahren, da setze sich Manuel Göttsching von Ash Ra Tempel hin und komponierte ein wunderbares Stück elektronische Musik, 58 ergötzliche Minuten und ein paar perlende Sekunden lang. Er gab ihm den Namen “E2-E4”. Das Cover zierte ein leeres Schachbrett.
Wer noch weiß, dass die Elektronikszene in Deutschland damals führend war in der Welt, wer “Can” kennt und wer leidenschaftlich gerne Schach spielt, der sollte sich die Scheibe kaufen. Es reicht aber auch aus, Musik zu lieben und Zeit zu haben.
“E2-E4” ist zeitlos.

Schach-WM 2010

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Findet Vishy!

Anand gewinnt überzeugend die entscheidende zwölfte Partie der WM. Diese Partie hat noch einmal deutlich gezeigt, dass Topalov dem sympathischen Inder in keinster Weise das Wasser reichen kann. Fragt sich bloß, wie Topalov in die Wertungsregionen und den Ruf eines Supergroßmeisters kommen konnte.

06.05.2010: Bis zur neunten Partie der Schach-WM zwischen Anand und Topalov konnte man der Meinung sein, dass nur der Inder den Sieg verdient hat. Zu klar traten seine Stärken gegenüber Topalov zu Tage. In fortgeschrittenen, von der Computervorbereitung abgenabelten Partiephasen, gelang es Topalov nie, einen wirklich überzeugenden Vorteil selbständig herauszuspielen. Es war immer Anand, der sich bei seinen beiden Verlustpartien selbst ein Bein stellte.

Nach der neunten Partie muss man allerdings die Frage stellen, ob überhaupt jemand von den beiden die WM-Krone verdient hat. Anand hatte mehrmals Matchball bei eigenem Aufschlag, konnte aber keinen verwandeln, sondern leistete sich ein ums andere Mal peinliche Doppelfehler. So blieb dem geneigten Zuschauer nichts anderes übrig, als in den Tisch zu beißen und sich die Haare zu raufen.
Was könnten die Gründe dafür sein, dass der weltbeste Schachspieler solche Aussetzer hat? Wenn man Anand so anschaut, dann drängt sich als erstes der Gedanke auf, dass er körperlich nicht ganz auf der Höhe ist und deshalb in entscheidenden Momenten versagt.
Schaut man sich die entscheidenden Partiemomente etwas genauer an, dann fällt auf, dass Anand’s Fehlzüge fast immer einer intuitiven Stellungsbeurteilung und Zugfindung Hohn sprechen. Dieser Umstand läßt darauf schließen, dass die bei Partievorbereitungen mittlerweile übliche überbordende computergestützte Berechnung von Varianten auch bei einer solchen Übergröße wie Anand Spuren hinterläßt. Vielleicht führt das ja dazu, dass man gerade auch auf hohem Niveau wieder mehr dazu übergeht, die menschliche Intuition zu betonen. Stattdessen wählte Anand gerade in der neunten Partie immer nur den sicheren berechenbaren Weg zum Remis und und gab damit seine großen Stellungsvorteile einfach hin.
Aber auch mit dieser Argumentationslinie sind nicht alle Probleme von Anand in der Neunten zu erklären. Bleibt nur noch seine Psyche übrig, die möglicherweise nach der grausamen Niederlage in der achten Runde Schaden erlitten hat und für das Desaster in der Neunten mit verantwortlich gemacht werden könnte.