Ach, der Robert …

gambit89_adel

Der Adel spielt Schach?!

Ein Adelstitel schützt vor Unwissenheit nicht: Diese Erkenntnis hat sich die Menschheit über hunderte von Jahre abgerungen.
Auch in heutiger Zeit wird immer wieder mal gerne der Beweis für diese Wahrheit angetreten. So geschehen durch einen gewissen Bobby von Weizsäcker, der sich bemüßigt fühlte, nach dem überzeugenden Sieg von Carlsen gegen Anand in Richtung Carlsen nachzutreten. In einem launigen Interview kritisierte er Carlsen, weil dieser den armen Anand unfairerweise über 4 bis 5 Stunden (wahnsinnig lange Zeitspanne) in remisverdächtiger Stellung solange quälte, bis der Inder die Nerven verlor und patzte. Außerdem stellte er Vergleiche zu früheren Weltmeisterschaftsmatches an. Unbescheiden erwähnte er, dass er alle Partien der letzten Weltmeisterschaften eigenhändig hat nachspielen können. Tolle Leistung! Wir sagen: Züge nachziehen und Züge verstehen sind manchmal zwei verschiedene Paar Schuhe. Sein Hauptkritikpunkt gipfelte in der These, dass Carlsen langweilig wie ein Computer spielt. Dabei ist es doch genau umgekehrt: Anand konnte phasenweise nur dadurch überzeugen, dass er mithilfe von Computern und Sekundanten vorbereitete Varianten nachzog, die sicherlich interessant aussahen, aber nicht durch eigenständiges Finden von Lösungen gekrönt wurden. Das machte dafür Carlsen, dessen Art es gerade nicht ist, vielzügige Computervarianten seinen Gegnern als Überraschung zu präsentieren.
Vor 10, 20 Jahren war Kasparow einer der ersten, der auf exzessive Computerhilfe bei der Vorbereitung auf seine Matches setzte. Es entstanden dann tatsächlich z. B. im Königsinder Wahnsinnsvarianten, auf die so mancher Gegner keine Erwiderung am Brett fand. Heutzutage ist es aber so, dass gerade aufgrund der überbordenden Computernutzung die meisten Stellungen soweit ausgequetscht sind, dass überraschende Zugabfolgen nur noch selten gefunden werden können. Anders ausgedrückt: Auf Weltniveau wird es immer schwieriger, sich durch Computer Vorteile zu verschaffen. Und es entsteht das scheinbare Paradoxon, dass gerade die ausufernde Computernutzung dazu führt, dass es wieder mehr auf das Schachverständnis, die Intuition und die Rechenfähigkeit live am Brett ankommt. Und nun sind wir bei Magnus Carlsen. ER ist die Speerspitze genau dieser Tendenz.
Last but not least: Natürlich hat Magnus auch schon viele tolle Partien abgeliefert. Anand war aber weit davon entfernt, ihn wirklich zu fordern. In der aktuellen Form findet man den Inder nicht unter den 100 besten Schachspielern dieser unserer Erde, sondern weit darunter. Hier von einer rein körperlichen Überlegenheit des jüngeren Carlsen zu sprechen, grenzt, es tut uns Leid, an absoluten Blödsinn.
Es liegt uns fern, Robert von Weizsäcker persönlich zu beleidigen, aber wer hart austeilt, muss auch hart einstecken können. Darüber hinaus finden wir, dass es in der berühmten Weizsäckerfamilie (die sich mit einigem Ehrgeiz bis in den Adelsstand “hochmüllerte”) viel schlimmere Finger gegeben hat (Stichwort: Tausendjähriges Reich), als den Ehrenpräsidenten des deutschen Schachbundes. Von daher gesehen ist ein deutlicher Fortschritt innerhalb der Entwicklung dieses Clans nicht zu verleugnen.

Schach-WM 2013

gambit89_vishy_harry

Ein Bild aus besseren Tagen: Vishy und Harry

Jungs von Gambit 89, bitte herhören. Der Präsident sagt: “Morgen dürft ihr nach Herzenslust patzen. Wenn schon der amtierende Weltmeister Anand Turmendspiele nicht rechnen kann, dann habt ihr erst recht keinen Druck.”
Aber mal im Ernst: Ich glaube, der sanfte Inder ist am Ende. Er hatte schon in den letzten Spielen zwischendurch immer mal wieder seltsame Züge drin (z. B. in der bis dahin gut gespielten Partie 4 mit 41. Kc3). Aber nun ist es wirklich schlimm geworden. Tut uns wirklich Leid, denn wir mögen ihn. Außerdem ist jetzt die Spannung schon raus aus dem Duell. Carlsen wird ein verdienter Weltmeister sein. Das einzige, was man bei Magnus verbessern könnte, ist seine Sitzhaltung während des Spiels: Beine halb auf dem Tisch, hochgezogene Hosenbeine lassen den Blick frei auf Kurzsöckchen und behaarte Unterschenkel. Mit anderen Worten: Der junge Mann lümmelt sich regelrecht in seinem Stuhl.

Schach auf höchster Ebene: Himalaya halt!

gambit89_nepal_schachspielerUnser Nepal-Korrespondent Harry (die Berggämse) Wagner hat frisches Material aus Nepal geschickt. Um atemberaubende Fotos vom Dach der Welt zu knipsen, scheute er keine Mühen und Gefahren. Bitte schaut euch das Ergebnis in der Fotogalerie an. Es lohnt sich!

Ein besonderer Service von Gambit 89: Wer auf bewusstseinserweiternde Drogen (natürliche legale, wie sich wohl versteht) setzt, möchte sich vielleicht auf die folgenden impressiven Abstraktionen einlassen.