Schach-WM 2010

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Findet Vishy!

Anand gewinnt überzeugend die entscheidende zwölfte Partie der WM. Diese Partie hat noch einmal deutlich gezeigt, dass Topalov dem sympathischen Inder in keinster Weise das Wasser reichen kann. Fragt sich bloß, wie Topalov in die Wertungsregionen und den Ruf eines Supergroßmeisters kommen konnte.

06.05.2010: Bis zur neunten Partie der Schach-WM zwischen Anand und Topalov konnte man der Meinung sein, dass nur der Inder den Sieg verdient hat. Zu klar traten seine Stärken gegenüber Topalov zu Tage. In fortgeschrittenen, von der Computervorbereitung abgenabelten Partiephasen, gelang es Topalov nie, einen wirklich überzeugenden Vorteil selbständig herauszuspielen. Es war immer Anand, der sich bei seinen beiden Verlustpartien selbst ein Bein stellte.

Nach der neunten Partie muss man allerdings die Frage stellen, ob überhaupt jemand von den beiden die WM-Krone verdient hat. Anand hatte mehrmals Matchball bei eigenem Aufschlag, konnte aber keinen verwandeln, sondern leistete sich ein ums andere Mal peinliche Doppelfehler. So blieb dem geneigten Zuschauer nichts anderes übrig, als in den Tisch zu beißen und sich die Haare zu raufen.
Was könnten die Gründe dafür sein, dass der weltbeste Schachspieler solche Aussetzer hat? Wenn man Anand so anschaut, dann drängt sich als erstes der Gedanke auf, dass er körperlich nicht ganz auf der Höhe ist und deshalb in entscheidenden Momenten versagt.
Schaut man sich die entscheidenden Partiemomente etwas genauer an, dann fällt auf, dass Anand’s Fehlzüge fast immer einer intuitiven Stellungsbeurteilung und Zugfindung Hohn sprechen. Dieser Umstand läßt darauf schließen, dass die bei Partievorbereitungen mittlerweile übliche überbordende computergestützte Berechnung von Varianten auch bei einer solchen Übergröße wie Anand Spuren hinterläßt. Vielleicht führt das ja dazu, dass man gerade auch auf hohem Niveau wieder mehr dazu übergeht, die menschliche Intuition zu betonen. Stattdessen wählte Anand gerade in der neunten Partie immer nur den sicheren berechenbaren Weg zum Remis und und gab damit seine großen Stellungsvorteile einfach hin.
Aber auch mit dieser Argumentationslinie sind nicht alle Probleme von Anand in der Neunten zu erklären. Bleibt nur noch seine Psyche übrig, die möglicherweise nach der grausamen Niederlage in der achten Runde Schaden erlitten hat und für das Desaster in der Neunten mit verantwortlich gemacht werden könnte.